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LéonWood erwirbt antiken Blockhaus-Katalog

Antiker Blockhaus-Katalog, analoge Kopien

In den 1920er Jahren erschien in Schlesien der erste Blockhaus-Katalog. Viele moderne Häuser erinnern heute noch an die Muster dieser frühen Serienfertigung.

Mit viel Aufwand und Akribie gelang es dem Blockhaus-Anbieter Léonwood (www.leonwood.de), die Veröffentlichungsrechte an einem beachtlichen Druckwerk zu erwerben: ‘Nordische Blockhäuser’ ist der erste Serienkatalog über Blockhäuser. Auf 58 Schwarzweiß-Seiten im gebundenen A4-Format präsentierte der Holzhaus-Fabrikant Christoph & Unmack sein Wohnblockhaus-Programm mit 36 Musterhäusern. Zu Beginn der 1920er Jahre hatte der Chefarchitekt des Unternehmens, Konrad Wachsmann, die Vorzüge des Blockhausbaus erkannt. Unter seiner Leitung wurden die Blockhäuser in Niesky in der schlesischen Oberlausitz produziert (vgl. Magazin Blockhome, Ausgabe 2009-04). Zu den Schöpfungen des Unternehmens gehört beispielsweise das Sommerhaus Albert Einsteins in Caputh bei Potsdam.

<b>Kleine Räume, schmale Wände</b>

Schon die Einleitung des Katalogs lässt den Leser staunen: „... mit Erwägungen über eine sparsame Bauweise ... brauchten wir uns in der Vorkriegszeit nicht aufzuhalten. (…) Darum heißt es wirtschaftlich bauen ... vor allem im Sinne der Gesamtwirtschaft.“ Zu den hygienischen Vorzügen wird erwähnt: „Das Holzhaus ist trocken, ehe es der letzte an der Aufstellung beteiligte Handwerker verlassen hat. Wenn ich mir ein Haus baue, denke ich vor allem an die eigene und an die Gesundheit meiner Angehörigen. Das Wohnen im Holzhaus ist in jeder Hinsicht gesund.“ Zur seriellen Blockhaus-Produktion im Werk in Niesky wurden Vierkantbalken aus nordischem Kiefernholz auf Maß gefräst und mit klassischer Sattelecke versehen. Vor der Verarbeitung wurden die Hölzer in Trocknungsanlagen „hohen Temperaturen“ ausgesetzt. Die übliche Balkenstärke betrug nur sieben Zentimeter, die maximale Länge fünf Meter. Diese bescheidenen Dimensionen erlaubten es, Wände zu konstruieren, die sich weder verdrehten noch stark setzten. Die Wandbreite ließ ausreichend große Räume zu, die innen meist vertäfelt wurden. Die Fertigung erfolgte gemäß der Planung am Reißbrett mit Bleistift und Lineal.

<b>Musterhäuser für Europa</b>

Die Angebote im Katalog waren ausschließlich Musterhäuser, die bereits gebaut worden waren und somit auch fotografisch dargestellt werden konnten. Illustrationen und Grafiken ergänzten die Fotos. Wie es auch heute üblich ist, waren die Modelle als Vorlagen für individuelle Planungen zu verstehen. Zu jedem Gebäude gibt es exakt bemaßte Grundrisse aller Geschosse. Sogar die bauliche Detailausführung ist dargelegt und der stilgerechte Innenausbau wird erwähnt. Partnerunternehmen vertrieben die Bausätze in viele Länder Europas. Der Nachdruck des 90 Jahre alten Katalogs zeigt alpine Ferien-, Jagd- und Sommerhäuser, Land- und Stadtvillen, Einfach-, Doppel- und Kleinstwohnhäuser mit skandinavischer und Schweizer Architektur. Die Typenbezeichnungen verwiesen auf die Standorte und lauten etwa ‘Bern’, ‘Dijkerhoeck’, ‘Dillenburg’, ‘Haarlem’, ‘Königsberg’, ‘Michelbach’, ‘Taunus’, ‘Tegernsee’, ‘Wannsee’ oder ‘Weißbach’.
<b>
Preis nach Gewicht</b>

Die Gebäude wurden überwiegend bis zweieinhalb Geschosse vollmassiv realisiert. Querhäuser, nordische Obergeschosse mit Auskragungen, Erker und Türme, Balkone, Windschürzen, Gauben und Veranden zeugen von Architektenhand. Hirnholzbretter, Glockentürme, Giebelkreuze, geschweifte Vorköpfe und Verzierungen an Balken und Stützen beweisen die hohe Zimmererqualität und große Kunstfertigkeiten. Fensterlaibungen trugen Schnitzwerk, das stilvoll bemalt war. Allseitig haben die Modelle einen Dachüberstand. Das Holz wurde mit Ölfarbe oder Beize imprägniert, sodass die Feuergefahr „fast ganz ausgeschlossen“ werden konnte, liest man im Katalog. Manches Objekt hat bauliche und architektonische Qualitäten, die heutigen Häusern nicht nachstehen. Noch heute findet man renommierte Blockhaus-Modelle, die an die von Christoph & Unmack erinnern. Da auch damals der Kaufpreis der Drehund Angelpunkt für die Entscheidung der Kunden war, enthielt der Katalog eine separate Preisliste. Interessanterweise waren zusätzlich noch die Holzmengen in Tonnen angegeben, die in den Häusern steckten. Das diente natürlich nicht dem Nachweis der Kohlenstoff-Bilanz; der Rohstoff Holz war damals wertvoll und teuer und die Bearbeitung und Montage vergleichsweise preiswert.

<b>Exklusives vom Monopolisten</b>

Ein auffällig großes Modell des Katalogs ist das 94 Tonnen schwere ‘Niesky II’, das ca. 280 Quadratmeter Wohnfläche und eine Geschosshöhe von über 2,8 Metern bot. 18 Zimmer und zwei Treppenhäuser zeigt der Grundriss des Hauses mit steilem Satteldach und Querhaus. Gemäß der Preisliste vom Juli 1925 verlangte man für dieses Gebäude knapp 40.000 Goldmark. Die Preisangaben richteten sich in dieser wechselvollen Epoche nach dem damaligen Wert des US-Dollars. Heute würde der Preis zwischen 400.000 bis 700.000 Euro liegen. Preiswerter ist das 40-Tonnen-Modell ‘Bern’ mit gut 16.500 Goldmark. Auf 8,5 mal 8,25 Metern und zwei Etagen bot es 115 Quadratmeter Wohnfläche. Unter dem flach geneigten Dach waren
zehn kleine Zimmer und ein Treppenhaus untergebracht. Die Preisklasse liegt umgerechnet bei 150.000 bis 290.000 Euro, was nach heutigen Gesichtspunkten überteuert erscheint. Bei den angegebenen Preisen muss man allerdings die damalige Exklusivität und Monopolstellung des Unternehmens bedenken. Auf die genannten Listenpreise wurde meist ein Rabatt von zehn Prozent gewährt. Die Leistung inkludierte die Montage, Frachtkosten kamen jedoch extra. Die Zahlungsbedingung sah eine Drittelung der Kosten vor, die jeweils bei Auftragsvergabe, nach Vorfertigung und nach dem Errichten fällig war.

<b>Blockhaussiedlung noch erhalten</b>

Heute sind in Niesky nur mehr Überreste der einstigen Blockhaus-Produktion vorhanden, darunter eine Werkshalle und ein Bürogebäude. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Unternehmen aufgelöst, die Anlagen demontiert. In der Siedlung ‘Blockhausstraße’ in Niesky sind noch gut erhaltene private Wohnblockhäuser von Christoph & Unmack zu bewundern.

<i>Quelle: BLOCKhome,Ausgabe 2014-02, April bis Juni</i> Blockhome Nr. 2 2014 Antiker Katalog